Etwa 40km von uns (Wir sind immer noch in Wilkasy) entfernt befindet sich ein 250 km2 grosser Urwald, der Puszcza Borecka (dt Borkener Forst). Wir haben ihn heute besucht, eine Runde gedreht und besuchten dann die Wisente in der Zuchtstation von Wolisko (dt Waldsee). Es gibt diese doch recht ansehnlichen Tiere, sie werden bis 1000 kg schwer, hier auch in freier Wildbahn – über 70 sollen es sein. Auch Wölfe sollen sich hier herumtreiben.
Auf der Rückfahrt dann noch die 1945 gesprengte Eisenbahnbrücke in der Nähe von Kruklanki (dt Kruglanken).
Morgen geht es weiter in die etwa 280 km entfernte Hauptstadt Warschau.
Ein gemütlicher Tag war es heute. Wir haben uns Gizycko (dt Lötzen) etwas angeschaut, die Seepromenade heimgesucht und uns dann wieder mal dem Wehrhaftigen zugewandt und die Festung Boyen, nur wenige hundert Meter westlich vom Städtli gelegen, angeschaut. Die Festung wurde 1855 fertiggestellt und ist hauptsächlich aus Backstein gefertigt. Sie diente dem preussischen Reich dazu, die Grenze gegen Russland abzusichern. Die Dimensionen sind eindrücklich aber wirklich viel gibt es nicht (mehr) zu sehen.
Lötzen, Brücke zum Wellenbrecher
Überall anzutreffen, der Alkbunker, Eine Flasche Wodka ab 20 Zloty
Ein Tag ohne Bunker, Krieg, Vernichtung und Heilige!
Wir haben bei sommerlichen Temperaturen etwas die schöne Seenlandschaft erkundet. Was auffällt ist, dass es wenige Gelegenheiten gibt, um eine Wanderung entlang eines Sees zu machen, auch die Velowege sind ausserhalb der Agglomerationen eher spärlich. Man braucht hier eben das Boot! Und man kann sich auf diesen grossen Seen vertun.
Heute war Bunkertag. Zuerst haben wir die etwa 30 km entfernte Wolfsschanze, das ehemalige Führerhauptquartier, besucht, das in einem dichten Wald in der Nähe von Gierloz (dt Görlitz) angelegt wurde. Über 1000 ha verteilt, wurden hier Baracken, Bunker, u.a. der Führerbunker und der Bunker für Hermann Göring gebaut. In einer der Baracken fand am 20. Juli 1944 das von Oberst Stauffenberg geführte Attentat auf Hitler statt, das bekanntlich fehl schlug.
Vier Monate nach dem Attentat wurde die Wolfschanze geräumt und die Bunker gesprengt. Als wir heute durch den friedlichen Wald spazierten, die Ergebnisse der rohen Kraft der Sprengungen betrachteten, so ist schwer vorstellbar, dass das eine der Schaltzentralen für einen so desaströsen Geschichtsabschnitt gewesen ist.
Danach fuhren wir weiter nach Mamarki (dt Mauerwald), hier war der wesentlich grössere Bunkerkomplex des deutschen Oberkommandos des Heeres angesiedelt. Es gab Platz für 40 Generäle, 1500 Offiziere und Soldaten. Hier wurde der Russlandfeldzug, die grösste Militäroffensive im 20. Jahrhundert (Unternehmen Barbarossa) geplant und geführt.
Die Bunker sind alle noch erhalten und wir konnten Verbindungstunnels und Gänge mit iPhone-Licht erkunden.
Swieta Lipka (dt Heilige Linde) ist ein polenweit bedeutender Ort der Marienverehrung. Der barocke Bau wurde im 17. Jahrhundert von den Jesuiten erbaut und ist mit seinem Kreuzgang, seinen Fresken und dem riesigen Hochaltar schon beeindruckend. Aber das wertvollste Stück ist die Barockorgel, sie wurde 1719 bis 1721 gebaut. Der Organist kann zum Spiel die Engel auf der Orgel drehen oder nicken lassen und die Glöcklein schwingen und drehen lassen. Hunderttausende pilgern pro Jahr hierher und bitten um Ablass.
Wir sind etwa um 12.00 vor der Kirche gestanden, die Leute haben den Eingang belagert und der Gottesdienst wurde per Lautsprecher nach daussen übertragen. Um 12.30 war die Orgelvorführung mit den Dreh- und Nickengeln angesagt und wir warteten. Plötzlich Bewegung und eine ganze Prozession mit weiss gekleideten Geistlichen mit Kreuzen, Helgedrääger, der Bischof? unter dem Dächli, das von vier älteren Herren getragen wurde, Körbe mit Gemüse und Brot sowie ein grosser, toll gemachter Güggel, richtig Erntedankfest. Der Umzug bewegte sich zum Hügel gegenan und viele Leute folgten ihm. Das war die Gelegenheit, rein in die Stube und wir sassen auf einem der „Rückenbrecher-Bänggli“. Zuerst Pause, dann Orgelspiel und dann – kam die ganze Prozession zurück in die Kirche, inklusive Güggel!
Dann dauerte es noch ein Weilchen, bis das Programm beendet war und die Leute die Kirche verliessen – und jetzt stürmten die Touris die noch verbleibenden Plätze für die Orgeldemo. Sie tönte toll, die Orgel, erinnerte mit den bewegten Figuren manchmal an Jahrmarkt, aber hören- und sehenswert.
Nach einem Abstecher nach Reszel mit Burg und einem Halt in Ketrzyn mit Seeli, sind wir wieder durch die sensationellen Alleen mit alten Eichen zu unserem Hüsli am See zurückgefahren.
Ich habe das Velo etwas fit gemacht, vermutlich ist es noch aus der UdSSR-Zeit, aber es bewegte sich. Ich fuhr zu einem der vielen Kanäle, zu dem mit der antiken Drehbrücke, die immer noch von Hand bedient wird. Die grossen Seen hier sind mit Kanälen verbunden, im 19. Jahrhundert waren das die wichtigen Transportwege mit den Dampfschiffen.
Klappmast, Vorstag wird mit Bügel nach hinten geklappt, Talje dient zum wieder Aufrichten.
Nun werden die Kanäle für die Freizeitschifffahrt genutzt und die Segelschiffe, alle mit Kippmasten ausgestattet, nutzen diese Kanäle rege.